Royal Troon: Exit nach dem Brexit?
Vielleicht ist der ‚Brexit‘ ja doch eine feine Sache. Denn irgendwie sind sie schon komplett anders als wir, die Briten! Sie gehen gern mal ihren eigenen Weg. Manchmal hat man das Gefühl, dass die verklemmte Skurrilität von Mr. Bean (allzu) auch auf den Golfplätzen dort zu finden ist. Oder könntet Ihr Männer Euch vorstellen, in einem Golfclub zu sein, in dem Eure Frau oder Eure Töchter nicht Mitglied sein dürfen? Das heißt: Ihr wohnt mit Frau und Töchtern unter einem gemeinsamen Dach, Ihr kocht in der gemeinsamen Küche, Ihr sitzt an einem gemeinsamen Esstisch, Ihr grillt im gemeinsamen Garten, Ihr schlaft (mit der Gattin) im gemeinsamen Schlafzimmer, Ihr führt ein gemeinsames Leben… aber an der Clubhaustür Eures Golfclubs endet dieses gemeinsame Leben? Rote Karte für die Ehefrau, die Töchter, die Schwestern, Schwiegertöchter, Schwiegermutter?
Dürfen Frauen Golf spielen?
British Open: Das ist Europas einziges Major-Turnier. Ein Golf-Event der Superklasse, die ganze Welt schaut zu. So wie am letzten Sonntag, als Henrik Stenson den begehrten Pokal holte und den amerikanischen Linkshand-Golfer Phil Mickelson auf den zweiten Platz verwies. Schauplatz der British Open 2016 war der Wahnsinnsplatz von Royal Troon. Es könnte gut sein, dass dies das letzte Mal war; dass die British Open nie wieder auf den Bahnen von Royal Troon ausgetragen werden.
Denn die Veranstalter, der Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews (R&A), haben vor einiger Zeit verkündet: "Die Open ist eine der größten Sportveranstaltungen der Welt. Wir werden in Zukunft dieses Turnier nicht an einem Ort ausrichten, der keine Frauen als Mitglieder zulässt."
Well done, guys.
Also, Pro Ladies oder Pro Open.
Nach dieser Veranstalter-Entscheidung haben die Herren im schottischen Muirfield, dem ältesten Golfclub der Welt, zusammengesessen und darüber gebrütet, wohin ihre Reise gehen soll. Immerhin wurde auf dem Golfkurs in Muirfield seit 1892 schon 16mal die Open ausgetragen. Ein einzigartiges Privileg, dass ein Mensch bei klarem Verstand nicht so schnell hergibt! Für die Aufnahme der Ladies (und damit für eine Fortsetzung für British Open an diesem illustren Ort) hätte es "nur" eine Zweidrittelmehrheit gebraucht. Ihr ahnt es, wenn Ihr schon einmal auf diesen Plätzen gespielt habt: Daraus wurde nix. 210 von 607 Mitgliedern hatten sich gegen die Aufnahme von Frauen ausgesprochen. Damit war Muirfield von der Liste der British Open gestrichen. Die Entscheidung, Frauen auch weiterhin die Rote Mitgliedskarte zu zeigen, wird die schottische Wirtschaft mehr als 100 Millionen Pfund kosten. Ganz zu schweigen von dem gigantischen Imageverlust!
Catriona Matthew, Schottlands beste aktive Proette, twitterte: "Nach dieser Entscheidung schäme ich mich, eine schottische Golferin aus East Lothian zu sein." Und ich, Catriona, schäme mich in solchen Augenblicken, ein Mann zu sein, weil einfach zu viele von uns den Schuss nicht gehört haben.
Royal Troon: illustrer Club der Nicht-Gentlemen
Nun muss sich also auch Royal Troon entscheiden. Bleibt es in Troon beim aktuellen Status quo, ist die British Open 2016 die letzte, die dort ausgetragen wurde.
Hab’ ich eine Meinung zu diesem Thema? Und ob! Ich war schon fassungslos über Augusta, die nach langen, schmerzvollen Wehen schließlich zwei oder drei Frauen als Mitglieder aufnahmen, unter anderem Condoleezza Rice, ehemalige US-Außenministerin.
Und was die britische Insel angeht: Ich denke, der schottische Whisky kann offenbar doch mehr Schaden – besonders im Hirn – anrichten, als ich bisher dachte. Hinter den verschlossenen Türen der Herrenclubs werden zum Klirren der Eiswürfel im Single Malt Schilder beschlossen wie "No Dogs or Women Allowed". Glückwunsch, meine Herren.
In Deutschland (640.000 Golfer, davon 372.541 männlich, 222.242 weiblich, 45.398 Junioren) gibt es keinen Club nur für Männer oder nur für Frauen. Und es wird so einen Club auch niemals geben. Er würde gegen unsere Verfassung verstoßen, von allem anderen mal abgesehen. Wir würden auf die erstklassigen Schwünge unserer Damenranglisten verzichten müssen. Ich hätte Franca Fehlauer niemals kennengelernt, deren Schwung und Können ich sehr, sehr gern hätte. Unzählige, vergnügliche Runden wären an mir vorbei gegangen; ich hätte nicht blass ausgesehen, wenn meine Tochter den Schläger aus dem Bag zieht und nach über zwei Jahrzehnten Pause und Rücken-Op den Ball weghaut, als hätte sie gestern das letzte Mal gespielt. Ich könnte nicht träumen, dass ich eines Tages mit meinen Enkelinnen abschlage (weil Alter einfach keine Rolle spielt). Ich würde in einer Welt leben, die mir zeigt, dass die Rückständigkeit, die Diskriminierung keineswegs nur dem Mittleren Osten vorbehalten ist, auch wenn wir das nicht gerne hören.
Und warum sonst nicht?
Weil Männer sehr gern mit Frauen spielen – schon wegen des Flirtfaktors. Und weil Frauen wiederum am liebsten mit Männern auf die Runde gehen. Der Grund, den ich seit über 30 Jahren höre, ist immer der gleiche: "Männer sind nicht so zickig…"
Stimmt. Außer, wenn es darum geht, ihre antiquierten Privilegien aufzugeben.