Gedanken beim Golfen! Meine Seele hat einen Hut! Meine Seele hat es eilig!
Was machen wir eigentlich alles auf einer Golfrunde?
Klar, wir golfen!
Aber wir machen noch viel mehr!
Wir lachen!
Wir freuen uns (über einen Super-Drive oder einen Super-Putt)!
Wir ärgern uns (über einen miesen Drive oder einen zu kurzen Putt)!
Wir unterhalten uns!
Wir streiten uns auch schon mal (weil wieder jemand die Regeln nicht kennt...)
Wir lesen Mails und SMS (aber natürlich nur auf einer Privatrunde)!
Wir suchen Bälle - mal den eigenen, mal den des Flightpartners (die Bälle der Flightpartnerin eher nicht, denn die sind meist zu kurz für's Rough...sorry, Mädels...)
Wir erzählen uns Witze!
Wir quatschen über Politik - meist über crazy Trump.
Wir tauschen uns über Krankheiten und Wehwehchen aus!
Wir ziehen über andere her ... und vergessen dabei, dass die anderen auch über mich herziehen...!
Wir denken über das Leben nach!
Was habe ich erreicht? Was möchte ich noch erreichen?
Was habe ich vergeigt?
Was habe ich verpaßt?
Wen habe ich verletzt?
Wie alt möchte ich eigentlich werden?
Was will ich unter KEINEN Umständen?
Was will ich unter ALLEN Umständen?
Ich ertappe mich oft, dass mich Gedanken des Lebens auf der Runde beflügeln - manchmal aber auch lähmen! Amüsieren, friedlich stimmen, wach rütteln, und, und, und.
Darüber habe ich mit meinem Freund Günni gesprochen, mit dem ich schon so manche Runde gemeinsam gegangen bin. Und er hat - Simsalabim - Gedanken aus dem Hut gezaubert, die er bei dem brasilianischen Schriftsteller und Dichter Mario de Andrade (1893 - 1945) gefunden hat.
Ich weiß nicht, wann de Andrade diese klugen Sätze aufgeschrieben hat...aber er muss sehr früh eine Portion Weisheit bekommen haben. Schließlich ist Mario nur 52 geworden!
Hier sind die Gedanken von Mario de Andrade - ich hoffe, für Euch sind ein paar Gedanken dabei. Für mich hat er's auf den Punkt gebracht!
'Meine Seele hat einen Hut'
(in anderen Übersetzungen heißt es 'Meine Seele hat es eilig')
Ich habe meine Jahre gezählt und festgestellt, dass ich weniger Zeit habe, zu leben, als ich bisher gelebt habe. Ich fühle mich wie dieses Kind, das eine Schachtel Bonbons gewonnen hat: die ersten essen sie mit Vergnügen, aber als er merkte, dass nur noch wenig übrig war, begann er sie intensiv zu schmecken. Ich habe keine Zeit für endlose Treffen, bei denen die Statuten, Regeln, Verfahren und internen Vorschriften besprochen werden, in dem Wissen, dass nichts getan wird. Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu unterstützen, die trotz ihres chronologischen Alters nicht erwachsen sind. Meine Zeit ist zu kurz: Ich will die Essenz, meine Seele ist in Eile. Ich habe nicht mehr viel Süßigkeiten im Paket. Ich möchte neben Menschen leben, sehr menschliche Menschen, die über ihre Fehler lachen können und die nicht von ihren eigenen Erfolgen aufgeblasen werden und die Verantwortung für sich selbst übernehmen. Auf diese Weise wird die Menschenwürde verteidigt und wir leben in Wahrheit und Ehrlichkeit Es ist das Wesentliche, das das Leben nützlich macht. Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die es verstehen, die Herzen zu berühren, mit denen die harten Striche des Lebens gelernt haben, mit süßen Berührungen der Seele zu wachsen. Ja, ich habe es eilig, ich habe es eilig, mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann. Ich habe nicht vor, irgendwelche der restlichen Nachtische zu verschwenden.
Ich bin mir sicher, dass sie exquisit sein werden, viel mehr als die, die bisher gegessen wurden. Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden und in Frieden mit meinen Lieben und meinem Gewissen zu erreichen. Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.
Spätestens hier, in dieser atemberaubenden Natur Tirols, vor diesem majestätischen 'Wilden Kaiser', habe ich begriffen, dass der Bergkoloss noch stehen wird, wenn ich nicht mehr zu seinen Füßen lache und golfe...also, Heiner, leb' Dein Leben! Die Frage ist doch müßig: Gibt es ein Leben NACH dem Tod? Wir alle wissen: Es gibt ein Leben VOR dem Tod...
... und mein Freund Günni kann zwar über mich hinwegsehen – aber er sieht das genauso.