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Ein Brief an meinen Rücken: Lass mich endlich wieder schmerzfrei bücken...



... ich kann verstehen, dass Du manchmal haderst mit Deinem Dasein.

Solange Du funktionierst, schenke ich Dir kaum Beachtung.

Du beugst Dich schweigsam nach unten und streckst Dich wieder nach oben, wenn ich eine Kiste Bier (oder einen Karton Schampus) hebe.

Du meckerst nicht, wenn ich stundenlang mit einem krummen Rücken am Schreibtisch sitze.

Du stehst gemeinsam mit mir wieder auf, wenn ich vom Fahrrad gestürzt oder auf feuchtem Laub ausgerutscht bin.


Du bist mein guter Freund.

Du klagst nicht, wenn ich Dich nicht besonders beachte.

Aber wehe, wenn es Dir zu viel wird. Wenn ich immer wieder aufs Neue versuche, Dich mit Ibuprofen abzulenken. Regelrecht zu betäuben. Du willst nicht unter Drogen gesetzt werden...

Wenn ich rücksichtslos mit Dir umgehe, dann kann es schon mal passieren, dass es zu Ende ist mit Deiner Freundschaft. Dann schickst Du mir die 'rote Karte' - und erst dann weiß ich, was ich an Dir habe.

Wenn ich beispielsweise morgens kaum aus dem Bett komme.

Wenn ich beispielsweise kein Tee in den Boden stecken kann, ohne die Zähne zusammenzubeißen.

Wenn ich beispielsweise nur halb aufschwinge, weil Du Dich weigerst, Dich komplett zur Seite zu drehen.

Wenn ich Mitspieler bitten muss, meinen Ball aus dem Loch zu fischen...

Im Moment, sorry, der Moment dauert schon etwas länger, haderst Du mit mir.

Du läßt mich wissen, dass Rückenschmerzen in den Industrienationen zur Volkskrankenheit Nr. 1 geworden sind. 80 Prozent der Männer und Frauen haben in den letzten zwei Jahren unter Rückenschmerzen gelitten.

Abgesehen von Infekten sind Rückenschmerzen in Deutschland der zweithäufigste Grund, einen Arzt aufzusuchen.

Ich war auch beim Arzt.

Die Diagnose-und Therapie-Odyssee begann bei einem Orthopäden, gleich bei mir in Hamburg um die Ecke.


Als Privatpatient brauchte ich nur anzurufen, zwei Stunden später hatte ich einen Termin...

bekam ich auch Hilfe???

Auf der Rechnung stehen lauter interessante Sachen, die der Doc mit mir gemacht hat: Intrakutane Reiztherapie, digitale Radiographie, chirotherapeutischer Eingriff an der Wirbelsäule, Injektion, perineural.

Parallel dazu habe ich mich einer Akupunkteuse anvertraut. Ich habe mich bei ihr (also in ihrer Praxis) auf den Bauch gelegt und 20 Minuten lang gehofft, dass die Nadeln, die sie mir in den Rücken gesteckt hat, alle Schmerzblockaden lösen...

Klar, zu einer Rückenschmerz-Therapie gehören natürlich auch Physio und Fango. Ich habe Dich also in das Therapiezentrum bei mir um die Ecke geschleppt, und wir beide lagen auf der Therapie-Bank. Ich weiß, die Therapeutin hat es in all den 24 Sitzungen gut mit mir gemeint, aber irgendwie hast Du Dich nicht unterkriegen lassen.

Du wolltest mir einfach weiter weh tun.

Mein Urologe gab mir schließlich den Tip, dem ich nicht widerstehen konnte. Er murmelte etwas von dem Zauberwort 'Procain' und gab mir die Adresse eines Arztes, eines Neuraltherapeuten, der als 'Procain-Papst' gilt.

Bei dem Papst wurde zwar nicht gebetet - dafür aber ziemlich gepiekst. In den Rücken, in den Po, auf die Wange, auf die Stirn, in die Mundhöhle...

Hast Du Dich von all den Aktivitäten beeindrucken lassen?

Nicht die Bohne, na gut, ein bißchen schon.


Es ist mittlerweile, als würden wir beide wieder ein Stückchen näher zusammenrücken, und wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, möchtest Du mich auch nicht mehr länger quälen.

Morgen fahre ich mit Dir in den Matratzen-Laden.

Dort werden wir beide Matratzen testen und Probe liegen. Möchtest Du lieber weich oder hart liegen? Ich glaube, Du liebst es lieber hart!

Ich flehe Dich an, lieber Rücken - lass mich wieder schmerzfrei bücken!

Lass mich wieder aufschwingen und durchschwingen, lass mich wieder aufteen und abschlagen, lass mich einlochen und den Ball selbst wieder rausholen...

Meinen Golffreunden habe ich gesagt, was Du mich in den letzten Wochen gekostet hast: Sage und schreibe 1600 Euro!

Einer meiner Golffreunde bekam den Mund nicht mehr zu und frotzelte:"Für so viel Geld kriegst Du doch schon einen neuen Rücken..."

Keine Sorge, lieber Rücken. Ich tausche Dich nicht aus...wir gehen auch in Zukunft durch dick und dünn.

Möglicherweise allerdings weniger durch dick und mehr durch dünn...!

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