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Die Doktorspiele der Politik! Oder: Haben wir noch alle Latten am Zaun??


Ein Gastbeitrag von

KATRIN REICHELT


Der deutsche Bundestag kommt mir langsam vor wie ein gigantischer Kindergarten, stecken geblieben in einer Zeit, in der die Frage, wer jetzt einen Pippimann hat und wer nicht und was daraus folgt, eine der brennendsten Fragen war.


Gendergesetze überschlagen sich, die mehr als zwei Drittel der Deutschen nicht wollen.

Die Sprache muss geändert werden, die Definition von wer jetzt was ist – rein geschlechtlich betrachtet – auch. Gleich, jetzt, sofort. Sonst droht der Untergang unserer Zivilisation.

Deutschland ist der einzige, Ameisenschiss-kleine rote Punkt auf der Weltkarte, wo solche Fragen überhaupt erörtert werden. Thank God. Das Blöde ist nur, dass man auswandern muss, um dem zu entkommen. Denn damit ist eigentlich alles gesagt: dass unser Vaterland – oder war’s das Mutterland? – auf jeden Fall nicht mehr alle Latten am Zaun hat.

Der Abschlag muss, das ist ja nur logisch, nach vorn oder auch nach hinten verlegt werden im Zuge der Gleichstellung. Denn im 21. Jahrhundert wird es Zeit, so alte Zöpfe wie den, dass Männer mehr Muskeln haben bzw. Frauen weniger, abzuschneiden. Sie (die Zöpfe) sind genauso überholt wie die Theorie, dass Eierstöcke oder Hoden irgendeine Rolle für das Geschlecht spielen.

Dr. Marco Buschmann hat im Justizministerium endlich das Selbstbestimmungsgesetz auf den Weg gebracht. Marco, wir danken dir. Das kann ich mir nur so erklären, dass Justizia – das ist die mit den verbundenen Augen – eben verbundene Augen hat.

Wenn er möchte, ist es Marco mit diesem Gesetz erlaubt, sich in Martina oder so umzubenennen und zu sagen, dass er eine Frau ist. Ein Nachweis erübrigt sich, er darf Bart und Anzug behalten. Der Wunsch allein zählt.


Damit fliegt für ihn – aber leider auch für jeden Exhibitionisten, Voyeur, Pädophilen oder Sexualstraftäter – die Tür auf zu Damentoiletten, zu Umkleideräumen für Frauen (von Kita über Schulen bis Kaufhaus), zu Frauenparkplätzen und vielem, vielem mehr.

Demnächst wahrscheinlich auch zu Frauenhäusern oder anderen Schutzräumen, die unter größten Mühen in den letzten 70 Jahren für das eigentlich nicht existierende weibliche Geschlecht geschaffen wurden. Ab jetzt bilden sie sich Übergriffe nur ein, wenn Robert sich in Roberta verwandelt hat.

Ich frage mich, ob, wenn ein Mann (den es ja so nicht gibt) eine Frau (die es ja so auch nicht gibt) im Park überfällt (oder Schlimmeres), in Zukunft dabei rufen wird: „Ich bin eine Frau!“, weil er/sie seinen/ihren Namen bei Standesbeamt*innen von Peter in Petra umgeändert und bei Geschlecht ‚weiblich‘ angekreuzt hat. Einfach nur, damit die Frau (die es ja so nicht gibt), die da in Todesangst ins Gebüsch gezerrt wurde, ihn/sie nicht falsch versteht bezüglich seiner/ihrer Absichten.

Wir kriegen kein Gesetz auf die Reihe, das Sextäter, die sich an Kindern vergehen, dahin verbannt, wo sie hingehören. Für immer in den Knast.

Aber wir kriegen ruckzuck ein Gesetz hin, dass sie sich im Freibad, in Parkanlagen, im Bus oder auf Kinderspielplätzen selbst verwirklichen können.


Die Doktorspiele der Politik

Ich betrachte Dr. Buschmann und frage mich, auf welche der Paraden, die unaufhörlich unsere Straßen durchziehen, er eigentlich gehört… mit Kürzeln, die ich mir in meinem Alter einfach nicht mehr merken kann. In die JSM-Parade: „Je suis Marco.“?

Während die ganze Nation unter den Energiekosten ächzt und die finanzielle Energie im Stundentakt weniger wird, beschäftigt sich das Justizministerium mit sexueller Energie und hält das für die größte Errungenschaft des Kriegs- und krisengeschüttelten 21. Jahrhunderts. Wie verklemmt muss man sein, um den Schuss in diesem Ausmaß NICHT zu hören? Wann lässt die Faszination fürs wilde Treiben zwischen den Laken, egal wie rum, mal nach? Mit 80? Mit 100? Bei Buschmann jedenfalls noch nicht.


Warum muss ich eigentlich ständig darüber informiert werden, wer jetzt wie und von welcher Seite mit wem ins Bett geht; wer zuerst oben oder unten sein darf und ob Dildos im Spiel sind? Wer welchen Sex bevorzugt? Warum muss sich ständig einer outen, Politiker*innen, Sportler*innen, als würde die sexuelle Orientierung ihre Qualifikation in ihrem jeweiligen Fachgebiet unterstreichen?

Warum muss überhaupt irgendwer ein Statement über ihr oder sein Intimleben abgeben? Wen interessiert das jenseits der Pubertät? Warum wird mir sexuelle Orientierung von Wildfremden unaufhörlich unter die Nase gerieben - ob ich will oder nicht?

Ganz einfach: Sex sells. IMMER. Sex ist der Ablenker schlechthin, wenn links und rechts die Raketen einschlagen. Wag the dog. Der Schwanz wedelt mit dem Hund.

Ich hoffe, keiner von euch kommt mir jetzt mit Paragraphen, Rechten und Gerechtigkeit, die nun endlich, laut Buschmann, auf den Weg gebracht sind. Es ist purer Voyeurismus, in Kombi mit Zynismus, der die Sau durchs Dorf treibt und schon immer getrieben hat.

Das Selbstbestimmungsgesetz erlaubt 14-jährigen, ohne Zustimmung ihrer Eltern, eine Geschlechtsumwandlung in die Wege zu leiten. Sie können zwar nicht wählen, Auto fahren, Verträge unterschreiben, allein wohnen – aber Geschlechtsumwandlung… kein Problem.

Mehr als 20% der deutschen Kinder leben unterhalb der Armutsgrenze. Wenn sie ein Gesetz gebraucht hätten, dann sicher eines, das IHRE NOT verbietet.

Die geschmückten Wagen und Buden der bunten Paraden lassen mich nicht eine Sekunde darüber nachdenken, ob es z. B. fair ist, dass lesbische Frauen kein Recht auf künstliche Befruchtung haben, die von Krankenkassen bezahlt wird – so wie das bei Heteros selbstverständlich ist.

Oder darüber, wie viele katholische Priester ihr Schwulsein aus Angst vor Diskrimierung lieber hinter der Kutte verstecken… die sie dann in viel zu vielen Fällen und bevorzugt bei kleinen Jungs hochheben.

Ich denke stattdessen drüber nach, warum die, die hoch auf dem Regenbogenwagen sitzen, ihre sexuellen Präferenzen von eben diesem Wagen unters Volk werfen, wie die Rheinländer die Kamellen im Karneval.

Und warum gibt es überhaupt alle Arten von Paraden, außer welchen für Heteros, deren Rechte en Passant ständig vom Wagen fallen? Wenn wir wirklich Gleichstellung hätten, dann müssten die doch auch mit Tschingderassa-Bumm den Verkehr behindern dürfen. Sie könnten auch durch die Stadt fahren, in Lack oder Latex, mit oder ohne Glitzer und Perücke und sagen, wie sie’s am liebsten machen.

Ich stelle mir gerade Angela Merkel bei ihrer Regierungserklärung vor, die ruft: „Schaut her, ich bin hetero – und das ist gut so.“ Genau: It’s not gonna happen.

Zurück zum Selbstbestimmungsrecht. Ein ernsthaft reformiertes Strafrecht hätte mich überzeugt, das nicht einvernehmlichem Sex unter Strafe stellt. DAS wäre ein Anfang gewesen für ALLE Geschlechter.

Mir hätte es, wenn es um Fairness und Gleichstellung geht, für den Anfang komplett gereicht, wenn der Buschmann damit angefangen hätte, dass Frauen, egal, was ihnen im Bett am besten gefällt, nicht 25% weniger Gehalt bekommen als Männer bei gleicher Qualifikation. Statt dass die Frauenquote nun aufgepeppt werden kann durch Männer, die jetzt nicht mehr Fritz heißen, sondern Friederike.

Oder dass Väter, egal, als wie sie sich sexuell definieren, genauso zur Arbeitsteilung zwischen Beruf und Familie verpflichtet werden und nicht nur, weil sie nicht schwanger werden können, bei der Jobvergabe bevorzugt werden.

Stattdessen wird eine neue Golfregel diskutiert, bei der die Positionierung der jeweiligen Kugeln noch mal ganz frisch definiert wird. Und das könnt ihr jetzt gern mal wörtlich nehmen.

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