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Wer hat den Längsten? Den längsten Drive natürlich!

Hallo meine lieben Golffreunde und (vor allem meine...) lieben Golffreundinnen, interessant, was ich vor einiger Zeit geschrieben habe - hier noch einmal ein paar Gedanken der Vergangenheit, die nichts an Aktualität verloren haben!


Mein Freund Kurt sagt immer, wenn er ein bißchen nachdenklich wird und auf der Golfterrasse das zweite Glas Wein getrunken hat: „Heiner, es ist nicht die Frage, OB Dein Arzt Dich irgendwann zum persönlichen Gespräch bittet, um Dir mehr oder weniger schonend etwas Lebensbedrohliches zu sagen, sondern die Frage ist WANN…“ Recht hat der Kurt, und wenn ich dann so über diesen Gedanken nachdenke, dann wird mir bewußt, wie sich unsere Themen auf dem Golfplatz - ob am 1. Tee oder auf der Terrasse - verändert haben. Gesprächsthemen im Wandel der Zeit… meiner letzten drei Jahrzehnte.

Tja, das waren noch Zeiten, als es am Abschlag bei uns Männern nur um eines ging: Wer hat den Längsten? Den längsten Drive natürlich…! Sex, das war das Thema. Wer hat wen gestern abend vernascht? Und - wie war’s? War sie laut? War sie leise? War sie wild? Oder doch so langweilig, wie Dein Kumpel schon prophezeit hatte…? Konnte sie nicht genug von Dir kriegen? Und wie oft? Ist sie noch nach Hause gefahren, oder hast Du’s gar nicht gemerkt, wann sie sich angezogen hat und gefahren ist? Klar, und wer steigt heute abend mit welcher Dame in die Kiste? Welcher Pro vernascht die Gemahlin, ohne dass der Gemahl was davon ahnt? Oder hat der Gemahl vielleicht doch was mit der Nachbarin, die plötzlich ihre Leidenschaft fürs Golfen entdeckt hat? Wer setzt wem Hörner auf? Und dann der Hochsitz zwischen vierter und fünfter Bahn. Manche brachten ihn zum Schwingen, manche fühlten sich ertappt. Besonders dann, wenn sie ihre Trolleys mit den Namensschildern nicht geschickt genug im Busch versteckt hatten. Ewig und immer wieder dieses schallende, schadenfrohe Gelächter vorm ersten Drive: Wenn der (oder die) wüsste… Ja, und wenn die, die am lautesten und herzhaftesten gelacht haben, ebenfalls wüssten.

Diese Gespräche, die sich über ein paar herrliche Jahre hinzogen, nenne ich mal die erste Phase der Themen.

Phase zwei beginnt schleichend – und bekommt langsam aber sicher eine andere Dimension. Kinder kommen auf die Welt, und die müssen erzogen werden. Scheinbar gar nicht so einfach. Ehen beginnen zu kriseln. Ehen gehen in die Brüche. Mal friedlich, mal kurz und schmerzlos, mal voller Vorwürfe, Wut, Hass. Adressen und Telefonnummern von Anwälten („Das ist ein ganz scharfer Hund.“) werden ausgetauscht. Tenor immer (bei uns Männern): „Lass Dich von der Alten nicht über den Tisch ziehen.“ Und: „Gib ihr nicht die Kinder. Wenn sie die Kinder hat, hat sie auch Anspruch auf Deine Kohle.“ Das ist die Zeit der Scheidungswaisen, der unerbittliche Kampf um Besuchs-und Sorgerecht, die Zeit der Tränen, die vergossen werden; bei den Kindern und den Eltern. Das ist auch die Zeit der neuen Beziehungen, in denen sich Männer eigentlich keine neue Frau mehr leisten können, weil die Ex ihn natürlich ausnimmt wie eine Weihnachtsgans. Klar! Aber es ist auch die Zeit der glänzenden Augen, wenn man es geschafft hat, dass die Ehe noch funktioniert, dass aus kleinen Monstern strahlende Abiturienten geworden sind, die nun trotz aller Liebe und Fürsorge ihrer Eltern nichts anderes wollen, als nur noch so schnell wie möglich das Zuhause zu verlassen. WEG! Und am Wochenend bringen sie dann die schmutzige Wäsche und wissen das Hotel ‚Mama & Papa‘ neu zu schätzen.

Und worüber reden wir heute? Heute bewegt uns eher die Frage:“Gibt’s ein Leben nach dem Tod?“ - Keine Ahnung, aber eines weiß ich: „Es gibt ein Leben vor dem Tod…“

Wenngleich, wenngleich ich schon sagen muss, die Zeit vorm Sterben ist nicht unbedingt das, was man sich so wünscht. Und nun bin ich natürlich in Phase drei der Themen, dem Gesprächsstoff auf der Terrasse, im Clubhaus, an jedem Abschlag und auf all den langen, langen Bahnen.

Die Frau eines Freundes (gerade 60 geworden, frisch in Rente) lag plötzlich mit einem Schlaganfall im Wohnzimmer. Der linke Arm hängt nun schlapp herunter, das Sprechen ist mühselig. Ein Mitspieler vergeigt jeden zweiten Ball auf dem Fairway, erklärt das so:“Sorry, hatte neulich einen Herzinfarkt. Auf’m Golfplatz. Hab‘ jetzt vier Stents, aber vor jedem Schlag habe ich Angst, dass die Dinger verstopfen und ich wieder flach liege…“ Ein Spieler, den ich mal in der Unterdruckkammer kennengelernt hatte, weil wir beide uns davon Linderung bei unserem Tinnitus erhofften, schiebt bei jeder Unterhaltung den Kopf nah an den Gesprächspartner, weil er schlecht hört. Aber das nicht wahrhaben will…! Eine Freundin erzählt mir von einem Golffreund, der kürzlich mit einem Aneurysma in die Klinik mußte. Sie sagt:“Es geht ihm schon wieder besser, aber er schläft bei jedem Gespräch nach drei, vier Sätzen ein…“ Eine andere Golfpartnerin von mir kommt gerade von einem Spezialisten in der Uni-Klinik Tübingen zurück, der ihr Melanom im Auge („Gott sei Dank kann ich wieder gucken, ich habe beim Putten den Ball immer zweimal gesehen…“) behandelt hat.

Mein Freund, der ewig der Schnellste von uns allen war, denkt über eine Knieoperation nach - eine Golfrunde ohne Golfcart geht gar nicht mehr. Und jeder Schritt vom Cart zum Ball ist eine Qual. So mancher von all meinen Golfkumpels schmiert sich vor dem 1. Abschlag noch schnell mal die Schmerzsalbe über den Rücken und fragt - scheinbar humorvoll in die Runde: „ Hoffentlich muss ich jetzt nicht zur Dopingkontrolle.“ Wer nach Klaus fragt, kriegt die Antwort: „Der hatte doch erst Prostatakrebs, dann diesen schlimmen Harnstau…und nun ist er schon vier Wochen in der Reha. Hoffentlich kommt er überhaupt wieder…“ Wie gut, dass es dem Frank besser geht - er kann nach einer Stenose-Operation in der Wirbelsäule schon wieder mit den kurzen Eisen spielen. Von Ingrid, die mir auf dem 501 Meter langen Par 5 anvertraut hat, dass sie Schwierigkeiten mit den Beinen und der Durchblutung hat, weil sie diese ‚entsetzlichen Stützstrümpfe‘ tragen muss, will ich gar nicht viel reden, und auch nicht von Roland, der seinen Ball angeblich deshalb immer nach links verzieht, weil er ‚ja schließlich Rheuma im Daumen‘ hat…Froh bin ich, dass mein Freund Hauke Burnout und Frühpensionierung gut überwunden hat; letztendlich dank Golf…

So ist das Leben. Wenn’s nicht so traurig wäre, müßte man schon wieder drüber lachen. Ach ja, eines hatte ich noch vergessen: Die Witwen, die ich kenne, blasen jetzt zum wöchentlichen Witwen-Turnier. „Da wollt nur Ihr Witwen spielen!?“ habe ich sie etwas verblüfft gefragt. „Nix da,“ haben sie fröhlich gesagt, „jede kann sich immer einen Kerl einladen…

Sag ich doch. So ist das Leben. Irgendwie geht’s immer weiter - bis es dann wirklich nicht mehr weiter geht.

Ich wünsche Euch allen noch eine gute Runde.

Carpe diem! Das Leben ist zu kurz für ‚irgendwann einmal‘.





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